Bürgerbeteiligung Rellingen

Wohnen & Ortsbild

Das Handlungsfeld Wohnen & Ortsbild umfasst die Themen rund um die wohnbauliche Entwicklung der Gemeinde. Darunter ist sowohl die räumliche als auch die gestalterische Entwicklung der Gemeinde gefasst.

Rellingen ist ursprünglich eine ländliche Gemeinde, die sich stetig im Spannungsfeld zwischen den Entwicklungen der Metropolregion und dem Erhalt der dörflichen Struktur befindet. In den letzten Jahren hat sich die Gemeinde hinsichtlich ihrer Einwohnerzahlen und Bautätigkeiten stabil und dosiert entwickelt. Diesem Trend sollte sie weiterhin in ihrer wohnbaulichen Entwicklung folgen.

Trotz der angemessenen Entwicklung ist es punktuell zu Konflikten zwischen den verschiedenen Nutzungen (Wohnen, Gewerbe, Verkehr) gekommen. Die Flächenkonkurrenzen zwischen diesen werden sich besonders im Hinblick auf eine flächensparende Entwicklungspolitik weiterhin verstärken. Der Aufgabe, die verschiedenen Nutzungen miteinander in Einklang zu bringen und die bestehenden Konflikte abzubauen, kommt daher eine besondere Bedeutung zu.

Aufgrund der räumlichen Nähe zu Hamburg und der guten Anbindung ist Rellingen ein beliebter Wohnstandort. Das hat jedoch entsprechend hohe Immobilien- und Mietpreise zur Folge. Durch eine gezielte Förderung bestimmter Wohnraumangebote für bspw. Familien, junge Erwachsene oder Senioren aus Rellingen besteht für die Gemeinde die Möglichkeit, eine demografisch ausgewogene Bevölkerungszusammensetzung weiterhin zu fördern. 

Das freistehende Einfamilienhaus auf dem großzügigen Grundstück ist die in Rellingen vorherrschende Wohnform. Abseits des Wohnens im eigenen Einfamilienhaus bietet die Gemeinde Rellingen momentan nur wenige Optionen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter innerhalb der Gemeinde. Die Wanderungsstatistiken zeigen, dass sich einige ältere Mitglieder der Gemeinde daher für einen Wohnstandortwechsel entscheiden. Und auch bei denen, die in der Gemeinde verbleiben, stellt sich die Frage, ob der vielleicht objektiv zu groß gewordene Wohn- und Gartenbereich die bestmögliche Option für ein Leben im Alter und im gewohnten Wohnumfeld darstellt. Mit der Entwicklung des B-Plans 74 hat sich die Gemeinde bereits auf diese Zukunftsaufgabe eingestellt. Zudem sollte sie weiterhin nach geeigneten, ortsangemessenen Ergänzungen zu suchen.

Zusammengefasst gilt somit nicht nur qualitativen Wohnraum, sondern auch ein Grundmaß an bezahlbaren und den Anforderungen angepassten Wohnraum in Rellingen zur Verfügung zu stellen bzw. zu entwickeln. Hierbei sind besonders innovative Ansätze wie Mehrgenerationenwohnen, Senioren WGs etc. einzubeziehen. Die Palette an geeigneten generationengerechten Wohnformen ist hierbei umfassend zu verstehen und reicht von kleinen Mietwohnungen, umgebauten Höfen bis hin zu Einfamilienhäusern mit flexibel abtrennbarer Einliegerwohnung. Letztere stellen häufig für Familien eine Chance dar, da sie aufgrund des nicht erforderlichen Grunderwerbs ökonomisch leichter zu realisieren sind.

Durch die kontinuierliche Baulandentwicklung der letzten Jahre hat die Gemeinde einen Zuzug von jungen Familien generieren können. Um die Folgen des fortschreitenden demografischen Wandels weiterhin so gut wie möglich abzumildern, ist auch zukünftig ein Zuzug von jungen Familien erforderlich. Für die Entwicklung der dafür erforderlichen Wohnbauflächen ist neben der klassischen Ausweisung neuer Wohnbaugebiete besonders auf die Reduzierung des Flächenverbrauchs zu setzen. Dafür ist die Aktivierung von Innenentwicklungspotenzialen und von Baulücken erforderlich. Es dabei ist immer ein ortsverträgliches Maß und eine ortsverträgliche Gestaltung zu finden. Auch sollte verstärkt ein Generationenwechsel im Bestand erfolgen. Dazu kann einerseits die Verfügbarkeit von bedarfsgerechtem und seniorengerechtem Wohnraum beitragen, wie es zurzeit durch den B-Plan 74 ermöglicht wird. Andererseits gilt es, verkaufswillige Eigentümer für einen bevorzugten Verkauf an junge Familien zu sensibilisieren.

Ein weiterer Aspekt der sich entwickelnden Gemeinde ist eine sich wandelnde Baukultur. Hier besteht die Herausforderung darin im Spannungsfeld zwischen moderner Architektur und der traditionellen Rellinger Architektur eine eigene Baukultur zu entwickeln, die den Charakter Rellingens einerseits erhält aber auch den neuen und modernen Ansprüchen gerecht wird. Die Einbeziehung der Bevölkerung ist hierbei ein wesentlicher Bestandteil. Im Wesentlichen soll eine hohe Wohnumfeld-Qualität gewährleistet werden, die insbesondere durch städtebauliche Charakteristika geprägt ist. Der Begriff Baukultur ist in diesem Kontext nicht als Restriktion gegenüber den Bauenden zu verstehen, in der bestimmte bauliche Gestaltungselemente durch die Verwaltung vorgeschrieben werden. Vielmehr sollen durch die Definition einer Baukultur für Rellingen wichtige städtebauliche Merkmale, wie bspw. lokale bauliche Identitäten, Sichtachsen und andere Aspekte als zentrale Leitlinien bei der Projekt- und Bauplanung festgehalten werden. Auch das Thema energetische Standards und Modernisierungen soll unter dem Begriff der Baukultur als wichtiger städtebaulicher Entwicklungsbaustein festgehalten werden.

Für die (wohn-) bauliche Entwicklung in Rellingen gelten folgende Grundsätze, die bei allen zukünftigen Vorhaben beachtet werden sollen:

  • Beibehaltung des gemeindlichen Charakters durch ortsangemessene Gebäudegrößen und Grundstücksgrößen
  • Wachstum behutsam und nach Bedarf
  • Bestmögliche Vermeidung weiterer Zersiedelung und Förderung kompakter Siedlungskörper
  • Ortsangemessene Entwicklung und Ausdifferenzierung generationengerechter Wohnformen
  • Wo möglich Abbau bzw. Vermeidung von Gemengelagen-Konflikten zwischen den Nutzungen

Für das Handlungsfeld ergeben sich folgende Leitziele:

  • Erhalt der gemeindetypischen ländlicheren Strukturen durch behutsame und angepasste Wohnbauentwicklung unter Berücksichtigung der allgemeinen Flächensparziele
    Die Soll-Ziele und einzelne Maßnahmen finden Sie hier.
  • Ortsangemessene Ausdifferenzierung des Wohnraumangebotes für alle Bevölkerungsgruppen
    Die Soll-Ziele und einzelne Maßnahmen finden Sie hier.